Beispiele defekter Benzineinspritzpumpen

Wenngleich die Technik sicher als robust zu bezeichnen ist, treten nach solch langer Laufzeit - oder eben "Standzeit" - unterschiedlichste Defekte auf. Nicht allzu selten findet man auch die Spuren obskurer Einstellversuche. Auf dieser Seite sehen Sie ein paar Beispiele:

Die unsachgemäß behandelte Mutter beweist den Fremdeingriff. Hier wurde allem Anschein nach versucht, die Einspritzmengen über die relative Zuordnung des Verstellhebels zum Raumnocken zu korrigieren. Fatal, da damit nicht nur das Kennfeld völlig verschoben wird, sondern auch das Risiko besteht, daß der Verstellarm aus der Bohrung des Raumnockens springt - bei laufender Pumpe ein sehr wahrscheinlicher Totalschaden. Hier war Glück im Spiel, die Pumpe konnte wieder hergestellt werden.

Wohl der größte Feind der mechanischen Einspritzpumpen sind die langen Standzeiten. Korrosion an den Zylinderbohrungen des Motors sind häufig die Folge und ähnlich ergeht es den Pumpenelementen der Einspritzpumpe. In diesem Beispiel sieht man unterhalb der Steuerkante des Pumpenkolbens mehrere beinhahe ringförmige Korrosionsspuren. In der Folge klemmte der Pumpenkolben leicht in seinem Zylinder. Damit kann aber die Kolbenfußfeder ihre Funktion, den Pumpenkolben zum Spielausgleich in Richtung "voll" zu ziehen, nicht mehr erfüllen. Die Einspritzmenge diese Pumpenelementes streut stark (in Richtung Mehrmenge) und läßt sich nicht einstellen.

Der Motor, in dem diese Einspritzpumpe verbaut war, lief und zeigte bis auf ein meist zu dunkles Zündkerzenbild des betroffenen Zylinders wenig Auffälligkeiten. Die CO-Einstellung im Leerlauf war aber stabil nicht möglich, da sie immer stark streute.

Ähnlich klemmende Pumpenkolben lassen sich noch profaner erreichen: werden die Rohranschlüsse nicht exakt nach der Anziehprozedur und mit dem vorgeschriebenen Drehmoment angezogen, ist ein - äußerlich nicht zu erkennendes - Klemmen der Pumpenkolben wahrscheinlich.

Dieses Bild zeigt einen verschlissenen Lagerzapfen des Rollenhebels. Die Tastrolle, die auf ihm läuft, darf nach Herstellervorgabe max. 0,05 mm Axialspiel haben. Ist das Spiel größer, findet die Tastrolle bei gleicher Motordrehzal und Gaspedalstellung nicht denselben Punkt im Kennfeld (Raumnocken). Die Motoreinstellung wird zum Glückspiel. Dieser Lagerzapfen war etwa 0,3 mm eingelaufen.

Das Druckventil bildet sozusagen den "Zylinderkopf" des Pumpenelementes. In ihm ist ein Kugelrückschlagventil verbaut, das das vom Pumpenkolben geförderte Benzin in die Rohrleitungen zu den Einspritzventilen entläßt. Ist dieses Ventil in Rückwärtsrichtung nicht ganz dicht, kann das im wesentlichen zwei Auswirkungen haben:

  • der warme Motor, der ein paar Minuten stand, springt schlecht an, da der Benzindruck in den Rohren nicht aufrecht erhalten wird. Die Einspritzpumpe muß ihn erst durch einige Motorumdrehungen wieder erzeugen.
  • bei niedrigen Drehzahlen kann die Fördermenge stark abweichen (typisch nur 2/3 der Soll-Menge). Bei höheren Drehzahlen sind die Abweichungen relativ kleiner. Dieses Fehlerbild ist von außen nicht zu erkennen, führt aber zu falscher und typisch zu fetter Motoreinstellung.

Aufgabe der Höhendose ist es, das Gemisch mit abnehmendem Luftdruck (z.B. bei einer Fahrt auf einer schönen Paßstraße) abzumagern, so daß "Lambda" möglichst luftdruckunabhängig ist. Dazu fährt der Druckstift der Höhendose ein und aus. Bei dieser, optisch noch ganz guten Höhendose ist diese Funktion nicht mehr gegeben.

Höhendose einer mechanischen Einspritzpumpe

Und so sieht diese Höhendose geöffnet aus. Aller Wahrscheinlichkeit nach wurde die Höhendose ausgebaut und neu gelb chromatiert, ohne sie entsprechend abzudichten. Die bei der Galvanik verwendeten Säuren dringen dann in das Doseninnere ein und sorgen nach vergleichsweise kurzer Zeit für nebenstehendes Ergebnis.


Noch einmal Korrosion: Blick auf das noch verbaute Druckventil nach dem Abnehmen des Rohranschlusses. Nach Aussage des Besitzers stand das Fahrzeug gerade mal zwei Jahre unbewegt. Bei einem solchen Schaden ist eine gründliche Inspektion des gesamten Kraftstoffsystems vom Tank über die Benzinpumpe zu den Kraftstoffleitungen und -filtern Pflicht.

Die Eingangsprüfung eines Einspritzventils zeigt, ob das Ventil

  • beim richtigen Druck öffnet,
  • unterhalb des Öffnungsdruckes dicht ist und nicht nachtropft,
  • und ein korrektes Spritzbild zeigt.

Dieses Einspritzventil erzeugt anstelle eines 45° Kegels, dessen Mantelfläche der feinst zerstäubte Kraftstoff bildet, einen Strahl als Spritzbild. Der entsprechende Zylinder bringt mangelhafte Leistung und verrußt sehr gerne.

Der Raumnocken ist das Kennfeld der Einspritzpumpe; den unterschiedlichen Last- und Drehzahlzuständen des Motors werden damit die Einspritzmengen zugeordnet. Hierfür folgt die Tastrolle den Erhebungen und Vertiefungen und überträgt sie mittelbar auf die Regelstange. Hier ist die gebonderte Oberfläche beschädigt, ein glücklicherweise sehr seltener Defekt. Ursachen können Korrosion, Schmierölmangel oder auch eine festsitzende Tastrolle sein.

Ein vergleichsweise häufiges Fehlerbild; der Pumpenkolben ist im Zylinder verklemmt. Hier sieht man am Beispiel einer R11 Pumpe mit Leckölsperre (umlaufende Nut im Pumpenkolben) die Spuren eines verklemmten Kolbens. In der Folge bewegt sich die Regelstange schwer (oder gar nicht), die Kolbenfußfeder, die für den Spielausgleich der Regelhülsen sorgen soll, kann ihre Funktion nicht wahrnehmen. Wenn der Motor läuft, läßt er sich nicht sauber einstellen.


Die Ursache für derartige Schäden sind typisch falsch (zu fest) angezogene Rohranschlüsse, oder auch Schmutz. Werden die Rohranschlüsse einer Einspritzpumpe im eingebauten Zustand gelöst (was nach dem ein oder anderen Werkstatthandbuch erlaubt ist um beispielsweise die Druckventile zu tauschen), so ist auf peinlichste Sauberkeit zu achten. Vor der Montage ist der Saugraum unbedingt gründlich mit Benzin zu spülen. Beim anziehen der Rohranschlüsse muß sowohl das Drehmoment als auch die Anzugsprozedur beachtet werden.


Häufig lassen sich solche Kolbenklemmer durch einlaufen mit Talg oder nach-läppen beseitigen, es muß nicht das ganze Pumpenelement getausch werden.

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